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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 17

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

Die touristische Entwicklung der Insel wird mit Kriegsausbruch jäh unterbrochen

Der Krieg war da - auch für die Insel Norderney und ihre Bewohner. Die Insel hatte sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts und bis 1914 in allen Bereichen auf den Tourismus eingestellt. Sehr viele Inselbewohner lebten direkt oder auch indirekt vom Tourismus.

Als Vergleich: 1873 hatte Norderney etwa 6.100 Sommergäste - im Jahr 1910 waren es 42.000 Kurgäste. Für Norderney brachte der Ausbruch des Ersten Weltkriegs eine sehr einschneidende und auch langfristig andauernde Veränderung mit sich, zunächst während der Jahre von 1914 bis 1918, noch umfassender wurde die Insel nach 1930 zu einem militärischen Stützpunkt.

Die Mühle, noch ohne Windrose, vor 1910

Die Mühle, noch ohne Windrose, vor 1910. Im Vordergrund am Tisch sitzende Sommergäste der Müllerfamilie.

"Die großartige Entwicklung des Staatsbades Norderney wird mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wieder jäh unterbrochen, der Badebetrieb kommt völlig zum Erliegen und ein schwerer, wirtschaftlicher Niedergang setzt ein. Die Insel wird von allen Kurgästen geräumt. Aus dem Seebad wird eine Seefestung, statt der Badegäste kommen die Soldaten, statt Gästehäuser werden Kasernen gebaut." (Jann Saathoff: Norderney, Band I)

Konkret war es so, dass mit der Erklärung des Kriegszustandes der "kommandierende General des 10. Armeekorps für Norderney" die Aufbietung des Landsturms "zum Schutze unserer bedrohten Küste" befahl. Hierfür mussten sich sämtliche "auf der Insel wohnenden Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Armee und der Marine" sofort auf dem Hof des Schulgebäudes an der Chausseestraße zur Formierung der Inselwache stellen. Am 1. August 1914 fanden sich einige Hundert Landsturmpflichtige auf dem Schulhof der heutigen Grundschule ein, wo sie gemustert wurden (Quelle: NBZ 12.08.2014 "Von der Wacht am Nordseestrand")

Auch mein Großvater, der Müller Okko Fleetjer, hatte sich somit auf dem Schulhof einzufinden - in seinem alten "Militärpass" steht die Eintragung: "Infolge Mobilmachung am 1. August 1914 (bei der ?) mobilen Inselwache Norderney eingezogen. Am 5. August 1914 auf mündliche (Anordnung?) wieder entlassen."

Vermutlich war sein Beruf, die Versorgung der Insel und ihrer Bewohner, kriegswichtig. So bekam er - zunächst - einen Aufschub.

Mehr als ein Jahr danach lautet die nächste Eintragung: "Am 3. November 1915 infolge Mobilmachung eingezogen und am 5.(6.) November gemäß Telegramm des Bez. Kdos. Aurich wieder entlassen".

Der Norderneyer Bonno Eberhardt schreibt in seiner Serie "Die Inselwache - Kriegsgeschehen auf Norderney": "Nach der verlorenen Seeschlacht am 28. August 1914 wurde die erste Marine-Seeflugstation Anfang September von Helgoland nach Norderney verlegt. Seitens der Seekriegsleitung in Wilhelmshaven hat man sofort erkannt, daß Helgoland für Kriegseinsätze der dort stationierten Wasserflugzeuge nicht geeignet war. Die Mobilmachung am 1. August traf die Verantwortlichen der Kaiserlichen Marine völlig unvorbereitet." Eberhardt zitiert dann im Folgenden Karl Etzold:

"Von der Marineleitung wurde beschlossen, auf Norderney eine Seeflug-Station zu bauen. Der Standort Norderney war aus der Sicht der Planer optimal, weil hier Fläche vorhanden und das Festland mit den Frisia-Schiffen leicht zu erreichen ist. Auch der Transport von Baumaterial konnte zügig, mittels größeren Lastkähnen, die von Schleppern gezogen wurden, über den tideunabhängigen Hafen Norddeich zur Insel organisiert werden."

Warnschild

Ein Warnschild, das Unbefugte vor dem Betreten des Militärgeländes warnt.

Das Wilhelm-Augusta-Heim an der Marienstraße wurde zur Kommando-Zentrale, hier liefen alle Meldungen der verschiedenen auf Norderney eingerichteten Außenposten zusammen - wie unter anderem der "Außenposten Georgshöhe", der Außenposten "Post- und Telegrafenamt" im alten Postgebäude oder auch der "Außenposten Hafen". Die Marine-Offiziere und anderes Personal war in den verschiedenen, bedingt durch den Krieg, leer stehenden Hotels untergebrachtworden. Hierfür hatte es gleich nach Beginn des Krieges einen Anzeige der Garnisonsverwaltung gegeben, mit der Aufforderung "Quartiere gegen Bezahlung" bereitzustellen.

Ein ganz besonderer Aspekt des Norderneyer Kriegsgeschehens ist noch der Bau der "Inselbahn" - in seiner Serie zitiert Bonno Eberhardt hierzu nochmals Jann Berghaus: "Zum Zwecke der Befestigungen musste viel Sand verfahren werden, und auch auf dem neu entstehenden Flugplatz war mancherlei zu tun. An den vollzuschippenden Loren sah man Hotel- und Logierhausbesitzer, Kaufleute und Handwerker. Auch viele Frauen schwangen den Spaten."

Bahnhof Stelldichein

Auch heute noch als Relikt des Ersten Weltkriegs zu besichtigen: die Gedenkstätte zur Inselbahn am Bahnhof Stelldichein.

In dem Buch "Die Festung Norderney im Zweiten Weltkrieg" (Jürgen Friese und Bernd Röben) beschäftigen sich die Autoren auch mit dem Ausbau der Insel Norderney zum militärischen Stützpunkt im Ersten Weltkrieg: "1914 müssen aufgrund des Kriegsausbruches alle Kurgäste die Insel verlassen, der Kurbetrieb wird eingestellt. Die Insel wird in acht Verteidigungsabschnitte unterteilt und durch die Inselwache besetzt. Für Wasserflugzeuge wird ein Flughafen gebaut.

1915 wird die Inselbahn zum Transport militärischer Güter angelegt. Im gleichen Jahr werden erste Schritte unternommen, um die Insel Norderney im Zuge der Deutsch Holländischen Küstenbefestigung zu einer Seefestung auszubauen. Zwei schwere Seezielbatterien, die Batterie Hamburg (heute Gewerbegebiet) und die Batterie Bremen (südlich des heutigen Hundefriedhofs am Karl-Rieger-Weg) mit insgesamt sieben 24 Centimeter-Geschützen bilden die Kernbewaffnung. Hinzu kamen gegen Ende des Ersten Weltkriegs die Flugabwehrbatterien Swakopmund, Windhuk und Waterberg. 1916 wird der Seeflughafen um eine Werfthalle, zwei Flugzeughallen und verschiedene Kasernengebäude erweitert. 1917 kommt eine weitere große Flugzeughalle und ein kleiner Kran dazu. 1918 ist der Seefliegerhorst Norderney der größte in Deutschland."

Militärpass Okko Fleetjer, Eintragung zur Mobilmachung 1. August 1914

Militärpass Okko Fleetjer, Eintragung zur Mobilmachung 1. August 1914


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