--> 

NorderneySeiten-Ende

53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

Das Jahr 1398Das Jahr 1797Das Jahr 1849Das Jahr 1862Das Jahr 1873Das Jahr 1948Das aktuelle JahrHilfe/Info

Insel/Stadt | Bilder/Prospekte | Daten/Fakten | Kunst/Kultur

Chronik der Insel | Betriebe und Einrichtungen | Insel und Küste | Insel und Stadt Historisch | Küstenschutz | Presse | Vereine

Alte Häuser (B. Eberhardt) | Baltrumer Kirche um 1650 | Beaufortskala | Bodenbeschaffenheit | Dünen, Watt, Salzwiesen | G. Kampfer Veröffentlichungen | Hoch- und Niedrigwasser | Inselmühle (I. Pugatchov) | Inselwache (B. Eberhardt) | Küste vor 10.000 Jahren | Norderney erzählt | Norderneyer Ökelnaam | Trinkwasserversorgung | Verlagerung der Inseln | Weihnachtsflut 1717

Seite Insel und Küste | Inselmühle (I. Pugatchov) | Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5 | Teil 6 | Teil 7 | Teil 8 | Teil 9 | Teil 10 | Teil 11 | Teil 12 | Teil 13 | Teil 14 | Teil 15 | Teil 16 | Teil 17 | Teil 18 | Teil 19 | Teil 20 | Teil 21 | Teil 22 | Teil 23 | Teil 24 | Teil 25 | Teil 26 | Teil 27 | Teil 28 | Teil 29 | Teil 30 | Teil 31 | Teil 32 | Teil 33 | Teil 34 | Teil 35

Seite zurückInhaltnächste SeiteFenster schliessen
 
 
Teil 13

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

Von Aurich nach Norderney - genau wie Bürgermeister Jann Berghaus

Inschrift am Mühlentor

Inschrift am Mühlentor. Ursprünglich war nur der Mittelteil da, nach der Übernahme der Mühle 1910 ließ mein Großvater auch seinen Namen eintragen: Okko L. Fleetjer.

Eilert Abben Fleetjer, mein Urgroßvater, war als Müller in Schirum, Spelzerfehn, Loppersum und schließlich auf Norderney tätig. Er war einer der Söhne des Peter Janssen Fleetjer - Eigentümer des Hofes Botterfleth, in der Nähe von Marienhafe gelegen.

Dieser Peter Janssen hatte den Familiennamen Fleetjer erst in den Jahren zwischen 1836 und 1846 angenommen. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Name Fleetjer im Hypothekenbuch (Aurich) im Jahre 1846.

Zwar hatte der französische Kaiser bereits durch ein Dekret vom 18. August 1811 verfügt, dass die Ostfriesen ihr bisher angewandtes Prinzip der "patronymischen Namensgebung" aufzugeben und unveränderliche Familiennamen anzunehmen hätten. Jedoch befolgte man in Ostfriesland diese Anweisung nur sehr zögerlich oder auch überhaupt nicht Nach der französischen Besatzungszeit griff dann aber die Regierung in Hannover das Thema der Namensgebung wieder auf. So wurde auch die Landrostei Aurich am 27. November 1828 angewiesen, Register zu fertigen, in denen die Ostfriesen ihren zukünfig beizubehaltenden Stammnamen einzutragen hätten.

Die Landdrostei Aurich war im 19. Jahrhundert ein Verwaltungsbezirk des Königreichs Hannover und der preußischen Provinz Hannover. Sie war der direkte Vorgänger des preußischen und nach 1945 niedersächsischen Regierungsbezirks Aurich.

Bis zum Jahr 1811 war es in Ost- und Westfriesland alter Brauch, Kindern, ohne dass sie einen Familiennamen führten, dem eigenen Vornamen den Namen des Vaters mit der Endung "s" hinzuzufügen. Um dieses Prinzip der patronymischen Namensgebung zu verdeutlichen: Peter Helmers, beerdigt am 5. Mai 1724 - Helmer Peters, verstorben am 17. Juni 1733 - Peter Helmers, gestorben im November 1772 - Jann Peters, am 1. Januar 1832 auf Botterfleth gestorben - Peter Janssen (nahm den Namen Fleetjer an), geboren am 7. September 1788 auf Botterfleth.

Dieser Peter Janssen wählte den Namen "Fleetjer" sehr wahrscheinlich deshalb, weil dieser sich sehr direkt auf den Namen des Hofes bezog und um auf den am Platz Botterfleth vorbeiführenden Wasserzug "Fleet" hinzuweisen. Ein ebenfalls familiengeschichtlich interessierter Verwandter, der auch die vorstehende Liste der Vorfahren des E. A. Fleetjer, Müller auf Norderney, zusammengetragen hat, zitiert auch aus einer Schrift, die sich mit den Siedlungsnamen "zwischen Dollart und Jade" befasst: "Von Aaltukerei bis Zwischenmooren" (Remmers, Arend): "Der Platz Botterfleth liegt in der Samtgemeinde Brookmerland in der südwestlichen Ecke der Gemarkung Upgant Schott. Das Wort Fleet, altfriesisch 'fliat', niederländisch 'vlet', bedeutet 'fließendes Gewässer'. Aus dem Namen für den Wasserlauf entwickelte sich im Laufe der Zeit die Ortsbezeichnung für eine bäuerliche Hofstelle."

Peter Janssen (Fleetjer) war in zweiter Ehe mit Geeske (Geesche) Gerdes Abben verheiratet. Aus dieser Ehe entstammen zwei Söhne. Der ältere ist eben jener Eilert Abben Fleetjer, 1839 geboren, Käufer der Mühle auf Norderney im Jahr 1895.

Es heißt, dass E. A. Fleetjer, mein Urgroßvater, die Mühle eigentlich "Noit gdocht" - also "Nicht/Nie gedacht" nennen wollte, weil er nie damit gerechnet hatte, ausgerechnet auf Norderney zu leben und zu arbeiten. Letztlich aber gab er ihr den Namen "Selden Rüst" ("Selten Ruhe"), was für den Betrieb einer Mühle wohl eher positiv gedacht war, denn eine Mühle ohne Wind steht still, ist also im "Ruhezustand", und ohne einen guten Betrieb gibt es auch für einen Müllerbetrieb kein Einkommen.

Seit dem 23. April 1867 war er mit Aafke Okken Friesenborg verheiratet. Ihr Vater, Ocke Luitjens Friesenborg, war in jüngeren Jahren Lehrer und Organist in Weene gewesen; sie selber hatte in ihrer Jugend Gedichte verfasst. Ihr Vater kam im Jahr 1896 noch mit auf die Insel Norderney, starb dann allerdings ein halbes Jahr später im November 1896.

Laut dem Ortssippenbuch Weene war Eilert A. Fleetjer 1867, zur Zeit der Vermählung mit Aafke Okken Friesenborg, als Landgebräucher tätig. Wenn man nach den Geburtsorten zweier Kinder geht, war dies in Spetzerfehn. Es ist nicht klar - laut der Chronik eines in Aurich lebenden Familienmitglieds - ob er dort Landwirt oder Pächter einer Mühle war. Sicher ist wohl, dass die Familie dann wieder in Schirum lebte. Hier errichtete er 1875/76 eine Windmühle, die aber bereits 1881 durch einen Brand zerstört wurde. Daraufhin zog die Familie wohl nach Großefehn, wo E. A. Fleetjer eine Mühle pachtete, die dann aber - nach Erzählungen von Familienmitgliedern - wiederum abbrannte, angeblich durch Brandstiftung. Bis zur Übernahme, beziehungsweise dem Kauf der Norderneyer Mühle, lebte und arbeite Fleetjer dann auf dem Hof eines Verwandten Ehlke Friesenborg in Abbingwehr, eines Vetters seiner Frau Aafke Okken Friesenborg.

Von den sieben geborenen Kindern verstarben drei Kinder bei der Geburt oder aber als Kleinkind, was im 19. Jahrhundert nicht selten vorkam. Ebenso sind größtenteils wegen mangelnder hygienischer Verhältnisse viele Frauen am "Kindbettfieber" verstorben, und dies auch und gerade in den Krankenhäusern jener Zeit.

Zwei Mädchen und zwei Jungen haben das Erwachsenenalter erreicht; das dritte Kind war mein Großvater Okko Luitjens Fleetjer, geboren am 4. September 1878 in Schirum - zu jener Zeit ein Ort nahe Aurich, heute ein Ortsteil von Aurich. Interessanterweise stammte der spätere Bürgermeister der Stadt Norderney, Jann Berghaus (*1870), der sich besonders in den Jahren des Ersten Weltkriegs und danach sehr für Norderney eingesetzt hat, ebenfalls aus Schirum.

Das Ehepaar Fleetjer/Friesenborg war nicht mehr jung, als sie auf die Insel kamen: Aafke Okken Friesenborg ist am 24. September 1844 und E. A. Fleetjer am 27. Oktober 1839 geboren - sie waren also zum Zeitpunkt des Umzugs nach Norderney knapp 52 beziehungsweise 57 Jahre alt.

Durch die oben beschriebenen Schicksalsschläge beziehungsweise zufälligen Ereignisse - die Norderneyer Mühle stand im Jahr 1895 zum Verkauf, weil der Pächter und Müllermeister Donker zurück aufs ostfriesische Festland übersiedeln wollte - kam die Familie Friesenborg/Fleetjer als Inselmüllerfamilie im Mai 1896 nach Norderney.

Aafke Okken Friesenborg Eilert Abben Fleetjer

Fotografien von Eilert Abben Fleetjer und Aafke Okken Friesenborg, Norderney.


Die Insel-Mühle Hilfe/Info Logo der Chronik © 2002-2024 H.-H. Barty Seitenanfang