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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 3

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

Viele Mühlen verschwinden von der Landkarte

Die Selden Rüst

Die "Selden Rüst" von der Mühlenstraße her, vor dem Ausbau des Schulzentrums.

Die Norderneyer Windmühle Selden Rüst - genau 100 Jahre lang, von 1862 bis 1962, war sie einfach nur ein handwerklicher Arbeitsplatz verschiedener Eigentümer, Pächter und Betreiber. Und ebenso auch ihr Wohnort, ihr Lebensmittelpunkt und ganz sicher weit entfernt von Entspannung und Bequemlichkeit.

Nicht verschont geblieben von kleineren und größeren Katastrophen, von existenziellen Krisen ist die Windmühle Selden Rüst: Zwei verheerende Weltkriege, Wirtschaftskrisen, selbst den Brand der Mühle im Jahr 1951 hat sie überstanden - bis dann der zunehmende Verfall des historischen Gebäudes in den 60er-Jahren und bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein Anlass zu großer Sorge gab und ihr Schicksal auf des Messers Schneide stand.

Viele Mühlen in Ostfriesland und anderswo wurden in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen, unter anderem weil die Unterhaltungs- und Reparaturkosten für die Mühlenbesitzer nicht mehr aufzubringen waren. Die Bundesregierung verabschiedete 1957 das Mühlenstilllegungsgesetz. Den Müllern wurde darin angeboten, ihre Anlagen gegen eine Entschädigung aufzugeben. Innerhalb weniger Jahre verschwanden so die meisten Mühlen von der Landkarte. Sowohl Mehl für die Bäckereien als auch Tierfutter wurde mehr und mehr großindustriell hergestellt, Windmühlen wurden zum Auslaufmodell der Geschichte und noch interessierten sich in dieser dynamischen Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg kaum Menschen für diese alten Gebäude, die dann außerdem als sehr kostenintensiv und einfach nur überflüssig erschienen.

Anzeige im Badekurier S. 27

Nach 1962 - der Stilllegung des Norderneyer Mühlenbetriebs - war die Sorge in der Müllerfamilie Fleetjer deshalb ungeheuer groß, wie es weitergehen könnte mit "Selden Rüst". Und dann - in der Physik würde man es einen Quantensprung nennen - erhielt sie 1971 eine neue Bestimmung, zunächst als Café und ab 1980 als Café und Restaurant. Jedoch: Ganz so einfach wie in einem Satz geschrieben war auch diese Entwicklung nicht; es war für die ältere Generation der Familie wohl nicht ohne Weiteres möglich, sich die Mühle als Café oder sogar Restaurant vorzustellen.

Auch die Idee einer Unterstützung denkmalgeschützter Bauwerke und Häuser begann erst im Lauf der Jahre nach 1970 Gestalt anzunehmen - und auch hier hatte meine Großmutter, nach dem Tod ihres Mannes, des Müllers Okko Fleetjer, die Alleinbesitzerin der Mühle - erheblich Vorbehalte. Es hat Jahre gedauert, bis ein Vertrag mit der Stadt Nordenrey zustandekommen konnte, der die Voraussetzung dafür war,dass von diesen Stellen Geld zur Erhaltung des historischen Gebäudes fließen konnte.

Auch der Heimatverein Norderney hatte bereits Anfang der 60er-Jahre für einen Erhalt der Mühle mitgesorgt. Dennoch hat die ältere Generation der Familie dies eher mit gemischten Gefühlen gesehen, als eine Einmischung in ihre ureigensten Angelegenheiten.

"Selden Rüst", das bedeutet "selten Ruhe" und genau das ist die Geschichte der Inselmühle. Es meint: Immer zu schauen, was zu tun ist, stets wachsam zu sein, zu beobachten, ob die "alte Dame" Selden Rüst in einem guten Zustand ist, was seit vielen Jahren hauptsächlich und sehr fachkundig von den Mühleninspektoren beobachtet wird. Dazu aber später mehr.

Die Mühle ist für uns als Familie immer präsent und tatsächlich lebt es sich in der Nachbarschaft der Mühle auch irgendwie stets im Schatten dieser.

In den vielen Jahren der wechselvollen Geschichte unserer Inselmühle ist kein Jahrzehnt vergangen ohne einschneidende Ereignisse, seien sie nun als positiv erlebt oder eher belastender Art. Manchmal waren es familiäre Ereignisse: Hochzeiten, Geburten und auch Sterbefälle. Noch häufiger allerdings war es die Umgebung der Mühle, wenn diese sich in einer Veränderung befand, die sich natürlich sehr oft massiv auf die Müllerfamilie auszuwirken begann.

Die Inselmühle Anfang 60er-Jahre.

Und nicht zu vergessen: Die Mühle ist als Bauwerk immer den Elementen und dem Zahn der Zeit ausgesetzt, und das gilt nicht nur für die äußeren Teile des Bauwerks, sondern ebenso für die Mechanik in ihrem Inneren.

Meine Tante, Elisabeth Fleetjer, betonte immer wieder, dass ihr erster Blick am Morgen stets auf die Mühle fiel. Dies galt vor allen Dingen nach einer Sturmnacht. Aber auch so, jeder einzelne Tag - die Mühle war für sie etwas sehr Bestimmendes. Jedoch hat sie mitunter diese Verantwortung auch als Last empfunden - dies besonders in der Zeit,als klar wurde, wie viele Reparaturen und sehr umfassende Sanierungen an der Mühle zu machen waren in den Jahren zwischen 1980 und 2000. Meistens jedoch erfreute sie sich an dem Anblick und erinnerte sich bis ins hohe Alter an viele Ereignisse, die mit der Mühle zu tun hatten.


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