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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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9. Teil

Ostfriesischer Kurier (Serie erschien vom 16.03. - 29.06.2013)
Georg Kampfer hat den Fall Husius unter die Lupe genommen.

Nachdem Vogt Husius das Norderneyer Komplott aufgedeckt hatte, zitierte der Berumer Amtmann Kettler Anfang 1719 eine ganze Reihe von Norderneyern auf sein Amt, von denen immerhin drei tatsächlich auch in Berum erschienen.

Rudolph Scholemanns Ehefrau Triene Jacobs bestätigte ihre Aussage und gab an, dass auch ihr Mann einige Eisenstangen erhalten habe - gegen seinen Willen, doch er habe sich nicht ausschließen können. Sie bat den Amtmann "umb tausend Gottes Willen, ihren Nahmen nicht zu melden, weil sie und ihr Mann ihres Lebens nicht mehr sicher wären, wen die Eyländer erfahren, daß sie es ausgebracht und bekannt hätten".

Ihr Bruder Wadde Jacobs berief sich mit seinen 48 Jahren auf sein schon nachlassendes Gedächtnis, bestätigte aber, er müsse "bekennen, dass es mit dem Eisen gantz unrichtig zugegangen" sei und dass sämtliche Norderneyer "eine gute Qualität davon untergeschlagen" hätten. Wie seine Schwester, so bat auch er, "dass sein Nahme möge verschwiegen bleiben, weil er, wen es auskäme, daß er es bekannt und ausgesaget hätte, auf der Insel nicht sicher seyn könnte, sondern die anderen Eyländer, die ihn ohnehin vor einen Verräther hielten, ihm so begegnen würden, daß er auf Norderney nicht länger bleiben dürfe..."

Henrich Kluin hingegen wollte nichts gestehen und verwunderte sich sehr darüber, "daß denen Eyländern nach so langer Zeit nun noch einböses Gerüchet gemacht würde, dabey fügend, dass der Angeber sehr übel gethan hätte, und dass er zu wissen verlangete, wer derselbe wäre.

So stand Amtmann Kettler, der übrigens auf dem Bild im Serien-Logo zu sehen ist, das aus dem Bildarchivder Ostfriesischen Landschaft stammt, mit seinen Aufklärungsbemühungen vor einer Mauer des Schweigens und vermutete in seinem Abschlussbericht an die Hofkanzlei: "Weil sämtliche Eyländer an der That schuldig seyn, werden sie sich zweifelsohne wohl so verbunden haben, daß keiner es wird sagen dürfen."

Mit dieser solidarischen Haltung scheinen die Norderneyer schließlich Erfolg gehabt zu haben, denn die betreffenden Papiere im Staatsarchiv Aurich schließen am 16.Juni 1719 mit dem Vermerk "ad acta".

Die Weigerung Rudolph Scholemanns und seiner Frau Trientje, sich an Unterschlagungen und Diebstählen bei den anfallenden Bergungsarbeiten zu beteiligen, wurde von den Norderneyem als Verrat angesehen und hatte die befürchteten Folgen. Bis 1741 immerhin hielt Rudolph Scholemann es noch auf der Insel aus, doch dann bat er den Fürsten in Aurich um die Erlaubnis, zu seiner Tochter nach Hage umziehen zu dürfen: "...da ich über 30 Jahre auf der Insel gewohnt habe und mich alda mit Fischen kümmerlich ernehret, weil die Insulaner einen unversöhnlichen Hass gegen mich haben (...) weswegen sie mich auch beij aller Gelegenheit aus ihren Gesellschafften ausstoßen, und mich mit allerhand Scheltworten belegen..."

Doch die Norderneyer wollten ihn nicht so einfach ziehen lassen, denn er schuldete der Kirchengemeinde noch 40 Gulden, für die er sein Haus in der Norderreihe verpfändet hatte.

Zur Tilgung seiner Schulden hatte Scholemann der Kirche sein Haus angeboten, doch die Norderneyer wollten mehr, wie er in seine Eingabe an den Fürsten klagt: "Allein obgleich mein Hauß mehr als diese 40 Gl. wehrt ist; So will doch (...) der Kirchenverwalter damit nicht zufrieden seijn, sondern will (...), dass mir mein Haußgeräthe und Kleider ebenfalls sollen abgenommen werden..."

Die Norderneyer waren unerbittlich - mittellos und nackt sollte der Verräter von der Insel verschwinden.


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