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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 28

Norderney Kurier (Serie erschien vom 04.07.2014 - 06.03.2015)

Haus wird von heute auf morgen zum Wachposten und "Linken Leitstand" - Morsezeichen beim Blinkzug

Dr. Soeke Hermann Bakker schreibt 1968 in der Norderneyer Badezeitung:
"Der unheilvolle Ausbruch des ErstenWeltkrieges mitten in der Saison traf die Marienhöhe wie ein Blitzschlag. Von heute auf morgen schloss sie zwangsmäßig ihren Betrieb. Stattdessen wurde die Marienhöhe zum Standort militärischer Zwangsmaßnahmen. Die Inselwache errichtete auf der hohen Düne einen Wachposten, hob einen Unterstand aus und besetzte das obere Lokal. Als die Insel mit abmontierten Kriegschiffslangrohrkanonen armiert wurde, legte die Batterie Bremen nach dem Schießsystem des Langbasisverfahrens ihren linken Leitstand auf die Marienhöhe. So wurde diese zu einem kriegsmäßigen Stützpunkt, der sofort nach dem Krieg wieder verschwand. Die verschandelten Spuren allerdings waren nicht so schnell wieder abzubauen."

Manches bleibt "normal"

Trotz der Besetzung der Marienhöhe durch die Inselwache ließen es sich die Norderneyer Kinder nicht nehmen, ihr Wintervergnügen im Ersten Weltkrieg genauso, wie sie es in Friedenszeiten gemacht haben, nachzugehen. Die längste Schlittenabfahrt auf Norderney war der Aufgang zur Marienhöhe. Diese Strecke wurde im Winter gern für die Abfahrt genutzt. Die "Marienhöhe", so wie wir sie heute kennen, ist erst 1923 von dem Konditormeister Radtke erbaut worden. Radtke hat das Areal von den Geschwistern Wienholz, deren Vater auch schon als Konditormeister das Café bewirtschaftete und somit von der Familie Wienholz viele Jahre betrieben wurde, erworben. Das Privathaus der Familie Wienholz und später Radtke steht in der Mitte des Bildes unten rechts. Rechts daneben ist das Pensionshaus von dem Spediteur Johann Fischer. Die großen Holzschlitten im Vordergrund auf dem Bild sind Familienschlitten, wo meistens die Großmutter, die Mutter oder die kleinen Kinder mit spazieren geschoben wurden. Diese Hausschlitten wurden von Norderneyer Tischlern angefertigt und mit einer Art Bauernmalerei und den Initialen des Hausvorstandes angestrichen. Solche Schlitten wurden immer an die nächste Generation weiter vererbt. Heute gehört dieses Gefährt der Vergangenheit an.

Nachdem auf der Marienhöhe der Leitstand für die Batterie Bremen eingerichtet wurde, kamen auch reguläre Soldaten zu den Wehrmännern. Es waren Marine-Artilleristen und Soldaten des Heeres. Das Wochenendlokal für die Soldaten auf Norderney und auch nach dem Krieg für die hier noch stationierten Soldaten war das "Trocadero". Es stand nicht weit von der Marienhöhe entfernt. Die postalische Adresse war Kampstraße 8.

Das "Trocadero" war eine Konditorei und ein Café mit Bier- und Spirituosenausschank. An den Wochenenden gab es dort auch Tanzvergnügen mit "Schrammelmusik". Das Ganze hatte bei den Norderneyern einen anrüchigen Namen, weil es dort des Öfteren Schlägereien unter den Besuchern gab. Der Name "Trocadero" war bis 1919 bei den älteren Norderneyern durchaus bekannt. 1920 kaufte die neu gegründete Konsumgenossenschaft das Gebäude und die alte Bäckerei von dem Erbauer (um 1895). Eberhard Cornelius war noch viele Jahre im Betrieb der Genossenschaft. Heute ist dort die Firma Elektro Onkes beheimatet.

Arbeit und Freizeit

Auch Heeressoldaten waren auf der Marienhöhe stationiert. Ihre Aufgabe war es, mit einem kleinen Blinkscheinwerfer im Morsealphabet die Befehle mit den Schiffseinheiten auf See auszutauschen. Das Bild zeigt den "Blinkzug" mit seinen Ausrüstungsgegenständen hinter dem "Bahnhof Stelldichein".

An dienstfreien Wochenenden waren sie nicht selten Gäste im "Trocadero", wo es dann zu kleinen Auseinandersetzungen mit anderen hier stationierten Einheiten kam, die dann von der Militärpolizei beendet wurden. Auch das gab es auf Norderney.

Inselwache an der Marienhöhe

Wilhelm Weierts (1), Hermann Becker (2) und Theo Warfsmann (3) halten Ausschau nach dem Feind. Man beachte die schweren Sandsäcke, die alle einzeln hochgebracht werden mussten.

Inselwache an der Marienhöhe

Inselwache an der Marienhöhe. Zu sehen sind Hermann Becker (2), Arbeiter aus der Bogenstraße, Theodor Warfsmann (3), Restaurantbesitzer (Leuchtturm), Schmiedemeister Herbert Bodenstab (4, Langestraße), Cassen Eils (5), Kolonialwarenkaufmann (Damenpfad), Johann Rosenboom (6), Bäcker aus der Gartenstraße und Malermeister Wilhelm Weierts (7, Kreuzstraße). Nummer eins ist unbekannt.

Der Blinkzug

Der Blinkzug. Per Morsealphabet tauschten diese Männer sich mit den Schiffen auf See aus.

Wintervergnügen

Wintervergnügen

Die Düne, auf der die Marienhöhe stand, bot einen prima Abfahrtshügel, wenn Schnee lag. Dieses Wintervergnügen ließen sich die Kinder auch zu Kriegszeiten nicht nehmen.


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