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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 19

Norderney Kurier (Serie erschien vom 04.07.2014 - 06.03.2015)

Verteidigungslinie von Januskopf bis Malerturm als Schutz vor einer nicht stattfindenden Invasion der Engländer

Im 1916/17 wurde ein hoher Drahtzaun am Weststrand, das 1. Bild auf der Seite zeigt den Abschnitt vor den ehemaligen Strandhallen, von einer Pionier- Kompanie wegen einer befürchteten Invasion der Engländer aufgebaut. Die Invasion fand nicht statt.

Im Volksmund hieß der Zaun "Russenzaun". Woher der Zaun genau stammt, ist auf Norderney nicht herauszufinden. Aber auf Borkum stand der gleiche Zaun auf der Promenade und im Borkum-Buch "Festung am Meer" steht geschrieben, dass der Zaun aus der Festung Kowno bei Brest-Litowsk im Russlandfeldzug erbeutet wurde. Hier hat Hindenburg die Schlacht gegen die Russen gewonnen und die Festung eingenommen.

Diese "Verteidigungslinie" stand vom Januskopf bis hinter den 1913 erbauten Malerturm. Die genaue Länge des erbeuteten Zaunes ist nicht bekannt, aber eine Luftaufnahme von 1918 und eine Zeichnung aus dem Jahr 1917 von dem Maler Poppe Folkerts bekunden, dass die Verteidigungslinie mit einem "Drahtverhau" aus Stacheldraht weiter bis zum Hafen gebaut wurde.

Der Zaun hat auch Durchlässe gehabt, von wo aus die Arbeiter auf den Strand kamen, um so die fälligen Reparaturarbeiten am stark beschädigten Deckwerk ausführen zu können. Auf dem Bild oben sieht man Arbeiter mit einem Dreibein, womit sie mittels eines Flaschenzuges die großen rechteckigen Sandsteine neu einsetzen. Die Buhne davor nannte man auch "Die Kaiserbuhne". Nach einer Bildanalyse muss vorher ein schwerer Sturm am Weststrand gewütet haben, denn der Sand ist bis zu den unteren Holzpfählen, die den Vorbau des Deckwerkes bilden, weggespült worden. Auch die schweren Beschädigungen an den Basaltsteinen sind zu erkennen.

Minenfund

Auch mit ungewöhnlichen Funden haben es die Insulaner zu Kriegszeiten immer wieder zu tun. Eine Ankertau-Seemine liegt auf dem Strand von Norderney (Bild unten). Vermutlich hat sich diese Mine bei einem schweren Sturm losgerissen und ist an den Inselstrand gespült worden. Während der Skagerrakschlacht 1916 sind auch viele Minen von Bord der Minenleger gespült worden. Bis zur Entschärfung wird diese Mine von einem Marine-Artilleristen bewacht. Für die damaligen Badegäste, die sich noch auf der Insel aufhielten, war es sicher eine Attraktion.

Verteidigungsbauten

Eine Luftaufnahme von 1918 (2. Bild) zeigt die Verteidigungsanlagen, die während des Ersten Weltkrieges am Weststrand gebaut wurden. Gut zu erkennen sind die Laufgräben (Schützengraben), die für eine eventuell zu erwartende Invasion der Engländer ausgehoben wurden. Vorn im Bild sieht man wieder den "Russenzaun", der hier auf dem Strand in einem "Drahtverhau" von Pionieren weiter bis zum Hafen gebaut wurde. Die gesamte Anlage wurde von den Norderneyer Landsturmmännern des Außenpostens "Kabelhaus" im Argonnerwäldchen mit bewacht und gleichzeitig wurde Ausschau gehalten, ob feindliche Kriegsschiffe auf der Schifffahrtslinie unterwegs sind und sich der Insel nähern.

Dieses Gelände hat sich im Lauf von 100 Jahren stark verändert. Die zu erkennenden Sandwege sind heute 2014 aber noch vorhanden. Der Turm wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf das Erdgeschoss abgetragen, weil im angrenzenden Wald und Dünengelände eine Flakstellung eingerichtet werden sollte. Die Stellung ist aber nie mit Flakgeschützen bestückt worden. Auch der Norderneyer Seemaler Poppe Folkerts hat seinerzeit ein Gemälde von seinem Malerturm mit "Drahtverhau" am Strand gefertigt. Das Werk stammt aus dem Jahr 1917. In diesem Jahr bezog das junge Ehepaar Folkerts den Malerturm und nutzte den Turm auch als Wohnung.

Das "Kabelhaus"

Ein Teil des "Reuter’schen Kabelhauses" im Argonnerwäldchen wurde von der Inselwache als Unterkunft für die Streifen-Mannschaften genutzt. Das ankommende Seekabel für die Stromversorgung der Insel wurde hier im Verteilerraum eingespeist und für die Kur- und sonstigen Einrichtungen weitergeführt. Die Aufgabe der dort stationierten Wache war die Überwachung der Stromversorgung für die Insel. Außerdem wurden von hier aus Streifengänge zur Überwachung des Weststrandes durchgeführt. Das Haus wurde nach dem Krieg zum Kindergarten (Puppenschule) ausgebaut und später abgerissen. Heute steht ganz in der Nähe das Heimatmuseum.

Bereits - und besonders - damals galt die Devise: Raum ist in der kleinsten Hütte. Geräumig war die Unterkunft nicht gerade. Geschlafen wurde auf Sprungfederrahmen, darunter zwei Bänke. Als Kopfstütze diente ein Teil der dreiteiligen Alpengras-Matratze. Während der Freizeit wird immer wieder Skat gespielt, auch bei Kerzenschein.

Der sogenannte Russenzaun

Der sogenannte Russenzaun bei den ehemaligen Strandhallen. Eine Kompanie der Inselwache marschiert auf der Promenade. Links im bild sieht man Arbeiter, die sich am Deckwerk zu schaffen machen.

Das Luftbild von Malerturm und "Russenzaun" aus dem Jahr 1918

Das Luftbild von Malerturm und "Russenzaun" aus dem Jahr 1918 stammt aus dem Archiv von Bernd Röben.

Lageplan

Minenfund


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