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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 27

Norderney Kurier (Serie erschien vom 04.07.2014 - 06.03.2015)

Russische Soldaten kommen auf die Insel - Zwei-Pfennig-Münze wird zu Kupferring als Zeichen der Freundschaft

Im Jahr 1915 sind russische Soldaten in deutsche Gefangenschaft geraten. Von diesen Gefangenen sind 40 "Sibiriaken" nach Norderney gekommen. Es waren durchweg metallverarbeitende Handwerker, wie zum Beispiel Schmiede und Schlosser. Im Album der Inselwache-Bildern ist vor zirka 100 Jahren ein Bild der Gefangenen eingeklebt worden. So müssen sie eine Beziehung zur Inselwache gehabt haben.

Das Lager stand damals auf dem Grundstück, wo heute der Netto-Markt steht. Ein ehemaliger Pferdestall von Fuhrmann Jakob Eden wurde als Unterkunft für diese Gefangenen hergerichtet und das kleine Wohnhaus vor dem ehemaligen Schlachthof wurde zum Krankenrevier für die Russen ausgebaut. Die Bewachung der Gefangenen übernahm eine Gruppe der Inselwache und die wurde im anliegenden Strandkorbschuppen untergebracht.

Dieser Schuppen steht heute noch. Die Gefangenen wurden zu Arbeitseinsätzen beim Flugplatzbau, Arbeiten am Soldaten-Steindamm und in der Militär-Waschanstalt eingesetzt. Karl Etzold schreibt in seiner Erinnerung "Meine Mittelschule 1915-1921" auch darüber.

Die Männer der Bewachungsgruppe der Inselwache begleiteten die Gefangenen zu ihren Arbeitseinsätzen und holten sie nach getaner Arbeit wieder ab. Während der Arbeit standen sie unter der Aufsicht der Firmen-Vorarbeiter, deren Firma die Arbeit ausführte.

Früher noch freie Flächen

Die unten stehende Luftaufnahme von 1916 zeigt eine Gesamtansicht, wo die einzelnen Häuser mit den dazugehörigen Grundstücken lagen. Gut zu erkennen ist, wie viele Freiflächen in der damaligen Zeit noch vorhanden waren. Heute ist fast alles bebaut, außer dem Ruppertsburger Gehölz mit den angrenzenden Dünen zur Westseite hin.

Tod durch Hallentor

In der Erzählung von Karl Etzold "Meine Mittelschule 1915-1921" steht unter anderem:
"Es blieb natürlich nicht aus, dass wir nach einer passenden Schulfreundin Ausschau hielten und ihr kleine Aufmerksamkeiten überreichten. Renner waren kupferne Freundschaftsringe, welche nicht käuflich zu haben waren, sondern von russischen Kriegsgefangenen hergestellt wurden. Mit dem Russen, der beim Errichten der großen Flugzeughallen auf dem aufgespülten Flugplatz eingesetzt war, kam ich ins Gespräch. Mein Kontaktmann hieß Ivan, er erhielt eine Schüssel mit Fischköpfen und Kartoffeln, aus denen er auf offenem Feuer eine Fischsuppe bereitete, denn die Verpflegung war 1916/17 auch für uns sehr schlecht. Ivan erhielt eine Zwei-Pfennig-Münze, diese wurde gelocht, im Schmiedefeuer ausgeglüht und auf einen Dorn zum Fingerring geschmiedet. Leider konnte ich Wilma, meiner Schulfreundin, den Ring nicht mehr übergeben. Beim Aufrichten des 60 Meter breiten vorderen tonnenschweren Torträgers der Halle B rissen die Drahtseile und mehrere Gefangene wurden durch Bauteile erschlagen. Sie wurden zunächst im Gefangenenlager aufgebahrt und dann mit militärischen Ehren auf dem hiesigen Soldatenfriedhof beerdigt."

Die Macht der Liebe

Anita Okken schreibt hierzu, was sie von ihrer Mutter erzählt bekommen hat:
"Die Kameraden legten die Toten in eine Plane und trugen sie zum Friedhof. Meine Mutter und andere Kinder rannten dorthin, um zu hören, wie die anderen Mitgefangenen zum Abschied ein wunderschönes russisches Lied sangen. Der Kamerad kam in ein namenloses Grab. Sie bekreuzigten sich in tiefer Verneigung, wie es ihrem russisch-orthodoxen Ritual entsprach. Vielleicht sangen sie das aus dem russischen Liedgut hervorgegangene Lied 'Ich bete an die Macht der Liebe', das bis heute im deutschen 'Großen Zapfenstreich' fester Bestandteil ist."

Das Gefangenen-Lager

Das Gefangenen-Lager. Hier waren die 40 "Sibiriaken" untergebracht. Auf dem Bild sieht man einen russischen Soldaten, der sich gegen die Schuppenwand lehnt, während die Einwohner mit ihm Kontakt suchen.

Luftbild von 1916

Luftbild von 1916. Damals gab es noch viele Freiflächen.

Bewachungsgruppe der Inselwache

Dieses Bild zeigt die Bewachungsgruppe der Inselwache, die gerade ihre Gewehre kontrolliert. Die Männer begleiteten die Gefangenen zu ihren Arbeitseinsätzen und holten sie wieder ab.

neue Halle

Beim Aufstellen der neuen Hallentore verloren mehrere russische Gefangene ihr Leben. Das Bild zeigt die neue Halle mit ihren riesigen Öffnungen, die durch Schiebetore geschlossen wurden.


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