--> 

NorderneySeiten-Ende

53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

Das Jahr 1398Das Jahr 1797Das Jahr 1849Das Jahr 1862Das Jahr 1873Das Jahr 1948Das aktuelle JahrHilfe/Info

Insel/Stadt | Bilder/Prospekte | Daten/Fakten | Kunst/Kultur

Chronik der Insel | Betriebe und Einrichtungen | Insel und Küste | Insel und Stadt Historisch | Küstenschutz | Presse | Vereine

Alte Häuser (B. Eberhardt) | Baltrumer Kirche um 1650 | Beaufortskala | Bodenbeschaffenheit | Dünen, Watt, Salzwiesen | G. Kampfer Veröffentlichungen | Hoch- und Niedrigwasser | Inselmühle (I. Pugatchov) | Inselwache (B. Eberhardt) | Küste vor 10.000 Jahren | Norderney erzählt | Norderneyer Ökelnaam | Trinkwasserversorgung | Verlagerung der Inseln | Weihnachtsflut 1717

Seite Insel und Küste | G. Kamper Veröffentlichungen | Die Akte Strobach | 1. Teil | 2. Teil | 3. Teil | 4. Teil | 5. Teil | 6. Teil | 7. Teil | 8. Teil | 9. Teil | 10. Teil | 11. Teil | 12. Teil | 13. Teil

Seite zurückInhaltnächste SeiteFenster schliessen
 
 
3. Teil

Ostfriesischer Kurier (Serie erschien vom 17.01. - 11.04.2015)
Georg Kampfer: Akte Strobach - Geistlicher wird mit einem Strick um den Hals gefunden

Bettdecke und Kissen wiesen keinerlei Zeichen von "Confusion" (8) auf, sondern befanden sich in "einem ziemlich ordentlichen Stande".

Als Schmidt und Husius nun den Chirurgen Siemens aufforderten, "die ihm anbefohlene visitation des Cörpers zu thun", gab es erste Schwierigkeiten, denn Siemens erklärte, "…daß Ihm solches, solange der Cörper nicht in einer rechten Ordnung gebracht und entkleidet worden, ohnmöglich wäre".

Das war Schmidt ganz recht, denn auch ihm war die ganze Angelegenheit nicht ganz geheuer.

Als die Männer den Raum wieder verlassen und versiegeln wollten, bat die Jungfer Voigting um Aufschub, denn sie wollte zunächst aus dem gleichfalls versiegelten Schrank Bettzeug und anderes persönliches Eigentum des Verstorbenen entnehmen. Vogt und Notar waren damit einverstanden und warteten bis zum Abend, "da der Voigt Husius von hier gegangen, welcher dann selber die Cammer zu geschloßen und den Schlüssel mit sich nach Hause genommen".

Sonnabend, 3. Februar

Am nächsten Morgen, dem 3. Februar, gingen Schmidt und Husius noch einmal zur Pastorei und erlebten eine Überraschung. Schmidt berichtet: "…als wir bey dem bette getreten, worinnen der Cörper gelegen, sind wir mit großer Befremdung gewahr geworden, daß derselbe von uns nicht in dem Zustande wie vorbeschrieben, sondern dergestalt angetroffen worden, daß nun sich derselbe auf dem Rügken niederliegend und den Leichter oder heber um den Halß habend, welcher oben von dem kleinen Thaue abgestoßen, sich befindet…"

Schmidt und Husius zogen daraufhin "vier unpartheyische Männer" als Zeugen zu Rate. Die Männer inspizierten den Tatort und kamen zu der Einschätzung, dass der Aufheber "allem Ansehen nach nicht abgeschnitten, sondern abgerissenwäre". Schmidt hatte gewisse Zweifel, doch da er mit mehreren anderen Personen die ganze Nacht hindurch Totenwache gehalten hatte, konnte er bestätigen, "… daß niemand fremdes in die Cammer gekommen".

Eine Bitte richtete Schmidt noch an seinen Amtsleiter: "Inzwischen ist mir doch, wegen meiner schwachen und blöden (9) Natur nicht möglich, einer etwaigen visitation des Cörpers, wenn derselbe entkleidet worden, bey zu wohnen…"

An eine Entkleidung war aber durchaus noch nicht zu denken, denn niemand war bereit, die Leiche zu berühren.

An diesem 3. Februar erschien nun auch Pastor Voigtings Wagen mit dem Sarg auf der Insel, "nicht ohne große Kosten bey dieser beschwerlichen Winter-Zeit", wie er später berichtete. Der vom Tode seines Schwiegersohns erschütterte Pastor stieß bei den Norderneyern jedoch auf strikte Ablehnung: "... so habe ich doch bey den harten Insulanern gar keinen Trost finden können" und musste bekümmert feststellen, "… daß von denen Insulanern nicht einmahl ein eintziger (…) Hand anlegen, und den Sarg vom Wagen helfen wollte".

So wurde die Ächtung des Selbstmörders und die Scheu vor dessen Leiche immer mehr zum Leitmotiv für die Beteiligten.

(8) Unordnung,Durcheinander
(9) ängstlich, schüchtern


Georg Kampfer - Die Akte Strobach Hilfe/Info Logo der Chronik © 2002-2024 H.-H. Barty Seitenanfang