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Betriebe und Einrichtungen | Seehospiz | 1886 - 1986 | Kinderleben - 1904Kinderleben - Seehospiz Kaiserin Friedrich zu Norderney (1904)
Ja, das sind Speisesaalfreuden! Aber auch die vergehen! Um halb sieben Uhr verlassen die Kinder den Saal, damit die Dienstmädchen zum Abendbrot decken können. Alle zerstreuen sich wieder hierhin und dorthin. Da ertönt Gesang aus der Veranda. Er rühr von einigen Mädchen her, die mit ihrer Schwester durch die Halle ziehen und durch ihre Lieder immer neue Paare heranholen, die sich ihnen anschließen. Denn das gefällt Knaben sowohl wie Mädchen; mit Singen vergeht die letzte Zeit bis zum Abendbrot einigermaßen schnell. So erklingen denn weltliche und geistliche Lieder in den Abend hinein: "Harre meine Seele", und "das Wandern ist des Müllers Lust" und besonders "Deutschland, Deutschland über alles". In dieser Weise geht es fort, bis es endlich Tamtam schlägt.
Nun folgt die letzte Mahlzeit, und wenn die beendet und alles weggeräumt ist, werden wieder die Gesangbücher verteilt; Schwester Martha giebt einen Choral an, und nachdem er verklungen, stehen alle Kinder auf und sprechen ihr Abendgebet:
Gott, der du heute uns bewacht,
Behüte uns auch diese Nacht;
Du machst für alle, Groß und Klein,
Drum schlaf ich ohne Sorgen ein! Amen!
Eine halbe Stunde später liegen alle in ihren Betten. In jedem Pavillon betet die Schwester mit ihren Kindern das Vaterunser und wünscht ihnen Gute Nacht. Dann muß jegliches Plaudern aufhören. Der Tag ist zu Ende, und die Nacht naht leise heran. Die meisten schlummern auch bald ein, nur hie und da hört eines der Kinder noch den Gesang der Schwestern von der Hospizhöhe herüberklingen:
Guten Abend, gute Nacht,
Von Englein bewacht,
Die zeigen im Traum
Die Christkindleins Baum.
Schlaf nun selig, schlaf süß,
Schau im Traum ´s Paradies!