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Betriebe und Einrichtungen | Seehospiz | 1886 - 1986 | Kinderleben - 1904Kinderleben - Seehospiz Kaiserin Friedrich zu Norderney (1904)
Nachdem das Amen verklungen, wird der morgendliche Appetit befriedigt; die großen Kannen mit Milch müssen mehrfach frisch gefüllt werden, und die Stullenhaufen werden bedenklich klein. Als der Hunger gestillt, geht‘s wieder hinaus in‘s Freie. - Um acht Uhr heißt es: "Antreten zur Visite!" Herr Doktor erscheint in Schwester Marthas Begleitung, um seinen alltäglichen Morgenrundgang durch alle Abteilungen zu machen. Die Kinder haben sich in zwei Reihen einander gegenüber aufgestellt und erwidern frisch den Guten Morgen-Gruß, den Herr Doktor an sie und ihre Pavillonschwester richtet. Dann erkundigt er sich anch ihrem Befinden, giebt seine Anweisungen, wo es nötig ist, und verläßt den Saal wieder.
Kaum hat sich die Tür hinter ihm geschlossen, so eilen die Knaben an die Garderobenschränke, wo ein Jeder aus seinem Fache sein Badezeug nimmt. Heute haben die Jungen Badetag! Dreimal in der Woche, umschichtig mit den Mädchen abwechselnd, haben sie das Vergnügen, in die kühlen Nordseewellen hineinspringen zu dürfen. Heißa, ist das eine Lust! Zwar ist das nicht allen vergönnt, manche giebt es, denen Herr Doktor nicht erlauben will, kalt zu baden; die müssen, ebenso wie die Neuangekommenen, sich mit warmen Seebädern begnügen, welche sie im Badehaus bekommen, dem letzten Gebäude hinter dem Speisesaal, nahe den Dünen. Und einigen gruselt‘s doch auch dort, wenn sie in der Badewanne ihren kalten Guß Wasser über den Leib erhalten!