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Seite 39

30.06.2018 - 150 Jahre Norderneyer Badezeitung

Vom Satz zum Druck - Die Faszination für die alte Technik

Eine Zeitungsherstellung mit Bleisatz war in den 1990er- und 2000er-Jahren eine Rarität, über die viele Zeitungen und Magazine berichteten. Fernsehsender machten immer wieder Reportagen über die besondere Inselzeitung.Im Mittelpunkt standen dabei die Setzerei und die Rotation. Journalisten und Reporter waren total beeindruckt, wenn Alfred Gillberg auf seiner Linotype-Tastatur hämmerte. So schrieb etwa Georg Geers im DW-Fachmagazin in der Rubrik Streiflichter über "Die Letzten einer großartigen Zunft".

Das las sich dann so: "Antiquarisch sind die Maschinen der Inseldruckerei. Im schmucken Gebäude aus der Jahrhundertwende fallen Messingmatritzen aus den Magazinschächten in den Sammelkasten der alten Linotype-Zeilensetzmaschine. Zahnräder rattern, Leder treibt über blanke Riemenscheiben. Flink huschen Alfred Gillbergs Finger über abgewetzte Tasten eines mechanischen Wunderwerkes der 50er Jahre. Matritze an Matritze."

Die fertigen, spaltenbreiten Zeilen des Fließtextes kamen dann zu Dieter Möhlmann. Über vier Jahrzehnte reihte er im sogenannten Winkelhaken Bleilettern aneinander. Im Handsatz sorgte er für die Überschriften. Gut beschrieben wird der Fortgang der Arbeit von Dieter Möhlmann. "Fast ehrfurchsvoll fügt er die Handsatzeile zwischen zwei Maschinensatzblöcke. 'Weststrand in Piratenhand' ist zu lesen. Eine Reportage über das siebte Drachenfestival. 27,4, mal 39 Zentimeter misst der Satzspiegel der umbrochenen Seite. Mit kräftigen Zügen umwickelt Möhlmann den Satz mit der Kolumnenschnur, die das Auseinanderfalllen des bleiernen Kunstwerkes verhindert. Um die Druckform in die halbrunde Position des Rotationszylinders zu bringen, wird der Satz unter hohem Druck in eine Mater aus Karton geprägt.

In die mit Blei ausgegossene Halbschale der fertigen Seite werden Abbildungen und einige als Film gelieferte Klischees auf den Druckstock geklebt. Es ist oft noch Feinarbeit für den zufriedenstellenden Druck auf einer grobmechanischen Maschine erforderlich."

Zum Druckgeschehen schreibt Geers: "Seit 80 Jahren spuckt das museumsreife Schätzchen tagaus tagein die Badezeitung aus. Geschickte Handgriffe plazieren die kiloschweren Druckplatten in der Druckmaschine. Drucker Jürgen Rochna bedient das stählerne Ungetüm. Bei 4.000 Druck pro Stunde pendelt sich der Geschwindigkeitsmesser ein. Der Druckvorgang dauerte 25 Minuten. Ineinandergelegt werden überregionaler und lokaler Zeitungsteil von Hand. Alle fassen an. Liefertermin bei der Post gegenüber ist 11 Uhr."

Mit 82 in den Ruhestand!

So hieß die Schlagzeile der Ausgabe vom 12. Februar 2004. Ganze Lebensläufe vieler Einwohnern und Zugezogener wurden bleibend dokumentiert. Von der Geburtstsanzeige, über Konfirmationsund Kommunionsanzeigen bis zu Heirat und Jubiläen. Das setzte sich natürlich auch mit der neuen Technik fort. Aber etwas war anders. Es war nicht mehr dieses ganz dünne Zeitungspapier auf welches das Papier in schlängelnden Bahnen durch die Rotation lief. Die mannshohen Rollen, die die Spedition Fischer als regelmäßigen Nachschub ins Rollenlager ablud, waren verbraucht und plötzlich Geschichte.

Es war etwas festeres, weißes Papier, welches in Zeitungsform aus dem modernen Offset-Druck der Mutterfirma Otto G. Soltau aus Norden jetzt allmorgendlich per Schiff herüberkam.

Dazu erklärte die Geschäftsleitung: "Technische Gründe und nicht mehr tragbare Herstellungskosten haben zu diesem Schritt geführt."

Den Übergang vom Blei zum Computerzeitalter konnte die Maschine meistern. Viele Arbeitsschritte und Fertigkeiten mussten unsere Mitarbeiter beherrschen, um die am Computer erstellten Zeitungsseiten auf die Druckzylinder dieser 82 Jahre alten Maschine zu übertragen. Doch die dafür erforderlichen Matern, Druckplatten und Bearbeitungsgeräte sind kaum noch zu beschaffen, weil sie ein Überbleibsel eines längst ausgestorbenen - und für frühere Zeiten erstaunlich ausgereiften - technischen Verfahrens sind."


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